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Einer unserer Fävoritz, Karl Ritter, hat einen Faibl für die limmitaner´innen und wird mit einer ganz neuen Formation das Weihnachtkonzert nullneun geben: grooviges, ruhiges, schräges und nachdenkliches; da wo der blues, der rock, der jazz, das freie Spiel und die fließenden, energiewabernden Emotionen zu Hause sind; Ritterliches eben! An seiner Seite hochgelobte "junge" Jazzer , die sich in Österreich etablierten, aber vorallem auch Europaweit mit tollen MusikerInnen auf Tour sind.

Karl Ritter Trio

Freitag den 18. Dezember 2009; Beginn 20:00 Uhr
Gasthaus Schabhüttl in A-7571 Rudersdorf; Hauptstraße 31
Eintritt: 13,- | Jugendliche: 4,- | Mitglieder 10,-


Karl Ritter Trio
Karl Ritter - Gitarren
Dusan Novakov - Drums
Andrej Prosorov - Sopransax


Von dobromann bis Traumland:

Anläßlich seines 50.Geburtstag präsentiert Karl Ritter Werke aus den letzten 7 Solo CDs, gemeinsam mit dem Sopransaxofonisten Andrej Prosorov (Ukraine) und dem Schlagzeuger Dusan Novakov (Serbien)

Mehr Ritter denn je
„Die Musik, die ich mache ist eigen, und zwar so eigen, dass ich sogar glaube, dass es dafür noch nicht einmal einen Markt gibt.“ Karl Ritter also. Der mit seinem eigenen Musikland, der nie übt, aber täglich einige Stunden spielt, und so aus dem Moment heraus permanent neues schafft. Erzählungen ohne Worte. Und Ritter sprach auch: „Ich habe in den letzten Jahrzehnten so viele Sachen selber machen, ausprobieren und erfahren müssen, dass ich soweit komme wie ich heute bin, dass ich sagen kann, jetzt kann ich mich hinsetzen, drei, vier Töne spielen und die erzählen genauso viel.“ Karl Ritter nimmt sich noch immer die Freiheit, er selbst zu sein, ist ein unabhängiger Musiker (so unabhängig wie man eben sein kann), und ein glücklicher Mensch noch dazu. Das spürt man in der direkten Begegnung mit ihm und das hört man seiner Musik an. Ja, tatsächlich, SEINER Musik. Und Ritter redet: „Man schreibt in einem Musikerleben, wenn man kreativ ist, ein paar hundert Stücke, und, wie Karl Ratzer einmal sagte, wenn Du brav betest, schickt dir der Herrgott drei Lieder.“ Bei Ritter heißt z.B. eines dieser gegebenen Lieder „Tiefe“ [erstmals veröffentlicht 1995], ein scheinbar einfaches Stück Musik, aber magisch wie nur was. Der Gitarrenmagier feiert nun seinen 50. Geburtstag, ein guter Anlass, Werke aus den letzten 6 Solo CDs [„Traumland“, 2009; „ritter (rotes Album)“, 2007; „ritter (blaues Album)“, 2007; „Atmen“, 2004; „Schwarzfahrer“, 1996; „Dobromann“, 1995] zu präsentieren, und zwar gemeinsam mit dem Sopransaxofonisten Andrej Prosorov (Ukraine) und dem Schlagzeuger Dusan Novakov (Serbien). Erwartet werden darf ein Querschnitt der bis dato besten Ritter-Stücke, die, so jung oder alt sie auch sein mögen, eine garantiert neue unnachahmliche Interpretation erhalten. (Manfred Horak)

DUSAN NOVAKOV arbeitete mit den verschiedensten heimischen und internationalen Musikerpersönlichkeiten wie z.B. Mark Murphy, Michelle Hendricks, Timna Brauer, Dusko Gojkovich, Elias Meiri, Karl-Heinz Miklin, Bred Lealy, Fritz Pauer, Stjepko Gut, Valery Ponomarev, George Cables, Fernando Correa, Bernd Luef oder der "Big Band Graz", absolvierte unzählige Konzerte und Tourneen in Österreich, Deutschland, Schweiz, Holland, Polen, Ungarn, Slowenien, Israel, Kroatien und anderen Ländern und zählt zu den eigenständigsten Jazz-Schlagzeugern Österreichs.

ANDREJ PROSOROV spielt u.a. in der Band von FATIAM SPAR und im Duo mit dem Pianisten Vadim Neselovskyi


Ein Freigeist mit vielen Gesichtern.
Versuch über Karl Ritter

Von Andreas Felber

Karl Ritter „mfgt“ nicht. Er gehört auch nicht zu jenen, die ein E-Mail mit einem unverbindlichen „lg“ abschließen. Karl Ritter schreibt vielmehr: „s.g.“ – und sagt damit „scheen Gruaß“. Ein Detail, gewiss. Und doch auch ein Indiz. Denn: Das schreibt nur Karl Ritter. Und es sagt auch in der dialektalen Abweichung von der schriftsprachlichen Norm, im Willen zum Ausscheren aus den bekannten Bahnen, etwas über Ritter aus. Zumindest über seine Musik. Diesbezüglich hat er schon früh eigene Wege beschritten, abseits gut ausgeleuchteter Trampelpfade, ohne daraus ein Dogma zum Anders-Sein-Müssen abzuleiten. Ein Freigeist sei er immer schon immer gewesen, sagt Karl Ritter über sich selbst. Schon als Kind, im nördlich von Wien gelegenen Stockerau, wo er heute wieder lebt, hätte er vor allem dann Geige geübt, wenn der Vater aus dem Haus war – und er also stundenlang drauflos improvisieren konnte. Später, nachdem er im Alter von 13 Jahren zur Gitarre gewechselt war, standen ausgedehnte Forschungsreisen in vielerlei zeitgenössische Musik-Gefilde an. Der Punk von „The Clash“ kam da gleich nach Zwölftonmusik. Frank Zappa stand neben Edgard Varèse. Sogar Ernst Kreneks 3. Sinfonie wurde von der Schallplatte transkribiert, jeder Ton selbst erarbeitet, erspielt, erspürt. Ritter ist Autodidakt - natürlich Autodidakt, ist man versucht zu sagen. Vielleicht ein Mitgrund dafür, dass die seine Musik, ob geräuschhaft, ob klangschön, stets expressiv, prägnant, von plastischer Intensität ist.

Doch halt! Wie passt der Herr Ostbahn in dieses Bild? „Der Ostbahn-Kurti ist mir ja eigentlich nur passiert“, pflegt Karl Ritter über das Engagement zu sagen, durch das er es in Österreich zu großer Bekanntheit gebracht hat – und das gleichzeitig für so manches Missverständnis in Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung des Gitarristen verantwortlich ist. 15 Jahre lang, von 1988 bis 2003, bereicherte Karl Ritter u. a. als „Prinz Karasek“ die „Chefpartie“ und die „Kombo“ von Ostbahn-Kurti alias Willi Resetarits mit rockig-bluesigen Gitarrentönen. Eine gute Zeit, in der er viel gelernt habe, sagt Karl Ritter. Eine Zeit, in der - trotz Soloprojekten wie „Dobromann“, trotz Auftritten mit Otto Lechner und im Free-Rock-Trio „Sel Gapu Mex“ mit Al Slavik und „Depeche Mode“-Drummer Christian Eigner - indessen zumeist nur eines von Ritters vielen Gesichtern zu erleben war.

Wohl auch deshalb strömt die Musik seit dem Bühnenabgang von Ostbahn-Kurti anno 2003 nur so aus ihm heraus. Die andere, in den Jahren davor weniger hörbare Musik. „Atmen“ heißt das erste, großartige CD-Statement mit programmatischem Titel, in dessen Rahmen sich Ritter als Meister trashiger, frei improvisierter Meditationen über den Blues erweist. 2007 zeigt Ritter gleich zwei neue Gesichter: eines blau, das andere rot – so prangt sein Konterfei auf den CD-Covers. Ritter, der Kosmopolit eigener Prägung, der mit splittrigen, obertonreich verzerrten Gitarrensounds indische wie westafrikanische Klangsphären neu erschließt, um sich nicht zuletzt in die unglaublichen Antilopenhorn-Patterns des Tonga-Volks in Zimbabwe einzuklinken. Ritter, das Naturereignis mit Köpfchen, das die Resultate der elektronischen Musik mit der rohen Energie von Rock und Noise kurzzuschließen trachtet. Schon steht die Post-Ostbahn’sche Trilogie des Karl Ritter. Nein, das ist kein „Kreativ-Rocker“ , der solche Töne von sich gibt: Dass mit diesem „Argument“ im Jahr 2005 die Nominierung Ritters für den Hans-Koller-Preis abgelehnt wird, sagt gleichermaßen viel über das Phänomen selektiver Wahrnehmung wie über die Zähigkeit medial etablierter Bilder aus.

Ritter hingegen kümmert dies kaum. Er geht weiter seinen Weg. Färbt im Trio „Weiße Waende“ mit Text-Improvisator Christian Reiner und Schlagzeuger Herbert Pirker spontane Wortcollagen mit Klängen ein. Vollführt im Rahmen des 2008 erschienenen Soloalbums „Traumland“ wundersame assoziative Metamorphosen zwischen Laute, Cembalo und Bottleneck-Gitarre, durchreist unbekümmert Kontinente und Jahrhunderte und bleibt doch stets bei sich. Im jüngsten Trio, mit Saxofonist Andrej Prosorov und Schlagzeuger Dušan Novakov, kommen indessen plötzlich zarte melodische Linien zum Vorschein, kammermusikalische Songstrukturen, die als Angelpunkte für frei improvisierte Gedankenflüge fungieren. Das ist Musik, die ins Ohr geht, und aus der dennoch eine besondere Dringlichkeit spricht, die sich aus dem Wissen um die Möglichkeit speist, im nächsten Moment ins geräuschvolle Gegenteil kippen zu können. Kein Zweifel: Karl Ritter hat aus den verschiedensten musikalischen Stilen und Sprachen seinen eigenen, unverwechselbaren, ebenso kraftvollen wie poetischen musikalischen Dialekt geformt.



Karl Ritter (by Ziggi Müller)


Dusan Novakov (by Patrick Spanko)


Andrej Prosorov