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In Kooperation mit limmitationes veranstaltet die Alternativschule Kolibri www.kolibri-schule.at eine Kabarettveranstaltung mit den "MISTSTÜCKEN". Die Idee Kabarett zu spielen entstand während dem österreichweiten Bäuerinnenseminar: „ Aus dem Widerstand Neues entdecken, erfinden, Tun“ in Salzburg.


Bäuerinnenkabarett

Freitag, 23. November
Gh. Schabhüttl in Rudersdorf - Beginn 20 Uhr

Eintritt: 10,- im Vorverkauf (in der Ersten); AK: 12,- / Jugend: 7,-


"Die MISTSTÜCKE sind 8 Bäuerinnen aus dem Wein-, Mühl -und Innviertel, die sich im Rahmen der Bergbauernvereinigungsfortbildung getroffen haben und zusammen ein köstliches Kabarett spielen - direkt aus ihrem Leben mit allem, was eine Bäuerin so erlebt. 50 aus dem Leben gegriffenen Szenen werden zu einem "ganz normalen Tag im Leben einer Bäuerin" zusammengefügt. „Lieber Tortenverzierkurs als Politikerreden anhören“... … war einer der vielen treffenden „Sager“ bei der Aufführung „Ausser Kontrolle“ - die Gäste bekommen einen kritisch-unterhaltsamen Abend geboten. Alltägliche bäuerliche Themen, vom mancherorts autoritären Partnerverhalten, den Hygienewahnvorschriften beim Kasen, nichtssagenden Funktionärsreden, aber auch eine Vorführung erotischer Frauenunterwäsche des Lagerhauses bringen das Publikum laufend zum Lachen.

Das Bäuerinnenkabarett besteht aus folgenden Frauen:
Maria Gansch, Christine Gattringer, Monika Gruber, Evi Katzensteiner-Barth, Helga Krickl-Stricker, Monika Mlinar, Annemarie Steyrl, Gusti Leitner, Maria Vogt, Annemarie Pühringer-Rainer, Elisabeth Gußner und Beate Leyrer als künstlerische Leiterin


Entstehungsgeschichte der Bäuerinnen-Kabarettgruppe „Miststücke“

8 Bäuerinnen, die Bildungsreferentin und eine Theaterpädagogin finden sich und entwickelten an die 50 Szenen, alle aus dem eigenen Leben gegriffen, und werden dann zum Stück „ Außer Kontrolle“ „ Ein ganz normaler Tag einer ganz normalen Bäuerin...“ zusammengefügt. 2 Jahre intensive Vorarbeit und Entwicklung des Stückes. Eine neue Bäuerin kommt im Jahr 2001 zum Kabarett.

November 1999 erster erfolgreicher Auftritt bei einem europäischen Bäuerinnenseminar in St. Pölten, vor internationalem Publikum.

Danach intensive Weiterarbeit und Entwicklung, bzw. Anpassung an die Gegebenheiten

2001 bis 2006 viele weitere Auftritte in allen Bundesländern und Deutschland, Schweiz ist geplant.


Bericht

In der kreativen Bildungsarbeit mit Bäuerinnen der ÖBV (Österreichische Bergbauern und Bergbäuerinnen Vereinigung) wird bereits vom Ansatz her ein „Bildungsweg von unten“ gewählt, der versucht, den Bedürfnissen gerecht zu werden. In Arbeitskreisen werden die jeweiligen Jahresschwerpunkte festgelegt, wobei das Öffentlichmachen der häufig schwierigen Situation einer Bäuerin zwischen Arbeit am Hof, Kinderbetreuung, Haushalt und Pflegeleistungen ein Teil dieser Arbeit ist. Dazu kommen der Strukturwandel in der Landwirtschaft mit häufig beengenden wirtschaftlichen Verhältnissen und die agrarpolitischen Rahmenbedingungen die Ohnmachtgefühle hervorrufen.
So war die Entwicklung des Projektes Kabarettgruppe fast eine logische Folge des Umgangs mit diesen Dingen, da im kreativen Ausdruck und in der spielerischen Auseinandersetzung Abstand gewonnen wird. Die Aufarbeitung dieser Themen im Kabarett erschließt Möglichkeiten mit Personengruppen außerhalb der Landwirtschaft in Kontakt und in Diskussion zu kommen und weckt Verständnis. Agrarpolitische Themen werden transparenter und die ganze Problematik wird durch die Selbstbetroffenheit der Akteurinnen authentisch.
Das Mittun der Bäuerinnen in einer Kabarettgruppe bedeutet die kreative Gestaltung ihrer eigenen Persönlichkeit. Ein Kabarett erlaubt es, pointiert heikle Themen anzusprechen. Auf spielerische Art gelingt es, einem Publikum Denkanstöße zu liefern und einen Diskussionsfaden aufzunehmen.
Für die Bäuerinnen ist es ein zentrales Anliegen neue Zugänge zur Landwirtschaft zu erschließen und Verständnis und Kooperationsbereitschaft auch im Nicht-agrarischen Kreisen zu wecken. Politische Inhalte sind gerade im Bereich Landwirtschaft noch ungenügend künstlerisch aufbereitet, obwohl sie sich ausgezeichnet dafür eignen.
Die Kabarettistinnen sind kritisch zu sich selbst, ihrer eigenen Rolle und Person gegenüber und kritisch zur Sache, die in diesem Fall die bäuerliche Lebenswelt zwischen politischen und persönlichen Fronten ist. Die Szenen sind jeweils dem einen oder anderen Bereich zuzuordnen und treffen verschiedene wunde Punkte aus der bäuerlichen Wirklichkeit.
Es ist eine Realität, in der sowohl die Rollenbilder von „der schlauen Bäuerin / dem schlauen Bauern“ als auch von „der dummen Bäuerin / dem dummen Bauern“ vorhanden sind und in der die Zerrissenheit zwischen individuellen Ansprüchen und wirtschaftlichen Anforderungen ge- und erlebt wird. Die verschiedenen Situationen des Alltags rücken die Last der Abhängigkeiten von agrarpolitischen Entscheidungen in sehr greifbare Nähe und aktualisieren das Bild der Bäuerin.

So haben sich 8 Bäuerinnen zusammengeschlossen, um ihren Alltag und damit auch die agrarpolitische Situation in Österreich kabarettistisch zu verarbeiten und anderen Berufsgruppen die Möglichkeit zum Lachen und zum Begreifen der sehr widersprüchlichen Anforderungen an die Bäuerin zu geben. Sprache und Körpersprache werden trainiert. Die spielerische Auseinandersetzung aktiviert und fördert das Selbstbewußtsein.
In der Erarbeitung der Szenenfolge wird einerseits die konkrete individuelle Realität dargestellt, andererseits auch verfremdet und kabarettistisch überzeichnet und erfolgt in Zusammenarbeit mit einer Theaterpädagogin. Durch die Überzeichnung und das „Entheben“ der Alltagssituation auf die Bühne werden die widersprüchlichen Anforderungen an die Bäuerin, die sich oftmals ausschließen oder widersinnig sind, humorvoll erkennbar.

„Mit dem Bäuerinnenkabarett gelingt es auch, Bevölkerungsgruppen anzusprechen, die mit Landwirtschaft nicht unbedingt etwas am Hut haben oder vielleicht noch aus Kindertagen ein idyllisch verklärtes bild von Bäuerinnen und Bauern und deren Leben und Arbeiten haben. Dieses Bild zurechtrücken, auf die Auswirkungen er Bürokratie ( Hygienebestimmungen, Aufzeichnungspflichten, Ausgleichszahlungsformulare ) aufmerksam zu machen und dennoch die Freude am Beruf spürbar werden zu lassen, ist das Ziel dieses Kabaretts.
Auch für Journalistinnen und Printmedien, Radio oder Fernsehen ist diese Form von Informationsveranstaltungen interessant. Über pointierten Humor und leichtes Überzeichnen gelingt es, die Zusehrinnen direkt, wenn man so will über den Bauch, anzusprechen und ihnen die bäuerliche Realität näher zu bringen“ (A.Pühringer)
2003 wurde der Gruppe der Internationale Landfrauenpreis für Kreativität in Genf überreicht.